Die „Good-Practice“ Tage sind nunmehr fester Bestandteil im Kalender eines jeden französischen Anbaubetriebs. Diese Veranstaltung wurde Ende September vom französischen Verband „Excellence Végétale“ gemeinsam mit MPS-France durchgeführt. Die beiden Organisationen verfolgen mit ihrer Veranstaltung das Ziel, dass sich möglichst viele Anbauer einer ökologischen Zertifizierung wie etwa „MPS-ABC“ oder „Plante Bleue“ unterziehen. Diesmal drehte sich alles um das zentrale Thema Wasser, das aus verschiedenen Blickwinkeln, jedoch stets vor dem Hintergrund guter Produktionspraktiken beleuchtet wurde.

Bewässerungsmanagement in Agrarbetrieben: Ein Besuch bei SCEA de Champ Morin
Je nach Einzugsgebiet, Unternehmen und Anbauweise kann das Wasserproblem ein erhebliches Ausmaß annehmen und sich auf unterschiedliche Weise darstellen. Mit unserem Besuch beim Produktionsbetrieb Champ Morin am Mittwoch, dem 27. September, wollten wir uns einen Überblick über die verschiedenen Szenarien verschaffen.
Christophe Dinan, Inhaber von SCEA de Champ Morin, einem Getreideanbaubetrieb (7 ha) mit Sitz in Blou, vermittelte einen Einblick in die Weiterentwicklung seines Unternehmens in puncto Bewässerungsmanagement in einem Gebiet, in dem bereits seit vielen Jahren festgeschriebene Wasserkontingente gelten. Um möglichst viel Wasser zu gewinnen, hat das Unternehmen rund um die verschiedenen Anbauflächen Gräben aus mit Tarpaulin beschichtetem Zement gezogen. Zudem wird über die beiden Firmengebäude Regenwasser aufgefangen bzw. gewonnen. Sämtliche Bereiche rund um die Anbauparzellen sind begrünt und ermöglichen somit das Eindringen von Regenwasser in den Boden.
Zur Überwachung der Bewässerung verwendet Dinan seit rund zehn Jahren außerdem kapazitive Sonden. Zu Saisonbeginn werden sie zur genauen Bestimmung des Wasserbedarfs der Pflanzen verwendet, um somit die Bewässerungsplanung zu erleichtern. Während des Saisonverlaufs selber erweisen sich diese Untersuchungen als sehr nützlich, wenn es um die Fernüberprüfung einer ordnungsgemäßen Funktionsweise des Bewässerungssystems geht, um dann die Bewässerungssteuerung gegebenenfalls zu modifizieren.

Ein Vormittag voller abwechslungsreicher Präsentationen
Der Donnerstagvormittag war den Vorträgen verschiedener Fachleute zur Frage des Wassereinsatzes bei der Produktion gewidmet:

  • Maud Dubois vom „Bureau Horticole Régional“ (BHR) berichtete über eine gegen Ende des Sommers 2022 durchgeführte Umfrage, die einen guten Überblick über das Ausmaß der Szenarien und Probleme je nach geographischen Einzugsgebieten, über die bereits von den Betrieben umgesetzten Lösungen sowie über die Kulturen gab.
    Zudem beschrieb sie die Funktionsweise von Wasserauffangsystemen in einigen Gegenden. Dies ist ein Aspekt, der in Zukunft an immer mehr Orten weiterentwickelt werden könnte, um so eine gerechte Verteilung von Wasser an die Produktions- bzw. landwirtschaftlichen Betriebe in einem vorgegebenen Gebiet sicher zu stellen.
  • Alain Ferre von der französischen Forschungseinrichtung Astredhor stellte die Ergebnisse aus Versuchen mit Schattiervorrichtungen und Mulchverfahren vor. Dabei wurden während Hitzeperioden verschiedene Arten von Schattierungsgewebe (weiß, schwarz, grün und blau) bei Topfpflanzen im Freiland untersucht, um diese vor Austrocknung und Verbrennungsschäden zu schützen. So scheint eine Schattierung mit blauem Gewebe die interessantere Variante zu sein; weitere Versuche hierzu wird man im nächsten Sommer durchführen.
    Im Freilandanbau wie auch in Weinbergen wurde der Feuchtigkeitsgehalt geprüft, wobei man hier Felder ohne Bodenbedeckung, Flächen mit Grasbewuchs und solche mit Mulchabdeckung miteinander verglichen hat. Hier erwies sich Mulchen als die beste Option zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Bodenfeuchte.
  • Brigitte Pelletier vom CDDM („Comité départemental de développement maraîcher“, Verband zur Förderung des Gemüsebaus auf Département-Ebene) in der Nähe von Nantes stellte Versuchsreihen vor, die man dort derzeit mit verschiedenen Abdeckungen für Staubecken durchführt. In diesem Zusammenhang werden nicht nur verschiedene Abdeckungen und deren Effekt auf die Verdunstung aus Wasserrückhaltebecken, sondern zugleich die Auswirkungen auf die Wasserqualität, Biodiversität etc. untersucht.

Diese Veranstaltung bot auch die Chance auf einen Einblick in die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Zertifizierungen. Was die MPS-ABC-Zertifizierung angeht, so wurde die neue Datenvisualisierung vorgestellt. Jeder Betrieb kann nun insbesondere seine 5-Jahres-Übersichten auf dem Portal einsehen. Dabei wurde auch der Gesamtumfang der durchschnittlichen Nutzung durch französische Betriebe mit MPS-ABC-Zertifizierung unter den Teilnehmern analysiert. Insbesondere war ein deutlicher Rückgang beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verzeichnen.

Nachmittags hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, den gastgebenden Betrieb „Maison Barrault“ zu besichtigen. Im vergangenen Jahr feierte das Unternehmen sein 70-jähriges Bestehen. Im Laufe der Jahre hat es sich Schritt für Schritt weiterentwickelt. Heutzutage werden dort 12 Millionen Stauden, Gewürzpflanzen sowie Beet- und Topfpflanzen auf einer Fläche von 32 Hektar kultiviert. Seit Mitte der 2000er Jahre ist das Unternehmen nach den MPS-ABC-Standards zertifiziert und verfügt über eine Zertifizierung der Kategorie MPS-A. Einige der zum Verzehr geeigneten Kulturpflanzen werden biologisch angebaut. MPS-ABC war die erste Zertifizierung, die für das Unternehmen aber auch weiterhin von zentraler Bedeutung ist. Die Datenaufzeichnungsfunktion ermöglicht die Erfassung sämtlicher für andere Zertifizierungen benötigter Informationen, und so half MPS bei der entsprechenden organisatorischen Umsetzung, damit alle Vorgaben für sämtliche Zertifizierungen erfüllt sind. Wasser besitzt seit jeher einen großen Stellenwert im Unternehmen. Möglichst viel Wasser wird aus den Anbauflächen aufgefangen und mehrere Wasserrückhaltebecken wurden errichtet.

Alles in allem waren es hochinteressante und überaus erkenntnisreiche Tage, und wir freuen uns bereits auf das kommende Jahr!