Ein komplett geschlossener Gewächshauskreislauf bis 2030. Ein sehr ambitioniertes Ziel, aber das mögen sie bei Ter Laak Orchids. „Wir legen die Messlatte in Sachen Nachhaltigkeit gerne hoch“, so André van ‚t Hoog, Koordinator für Kulturforschung und Qualität bei dem international tätigen Phalaenopsis-Produzenten. „Dabei wollen wir nicht einfach abwarten, sondern möglichst vorausschauend identifizieren, was auf uns zukommen kann.“
Bei Ter Laak verlassen jährlich etwa 9 Millionen Phalaenopsis-Pflanzen das Gewächshaus. Die Kulturflächen sind auf zwei Standorte verteilt: 4,5 Hektar für die 9 cm-Töpfe und Konzepte und 13 Hektar für die 12 cm-Töpfe, Multiflora und Midiflora. Diese Pflanzen finden schließlich ihren Weg zu Kunden in ganz Europa.
Innovatives Netz stoppt den Topfwurm
Nachhaltigkeit spielt bei der Kultur eine entscheidende Rolle. Dabei wird immer nach kreativen Lösungen gesucht. Zum Beispiel gegen die gefürchteten Larven der Lyprauta-Mücken, auch Topfwurm genannt, die große Schäden an den Wurzeln anrichten können, so dass es zu Produktionsausfällen kommen kann. Es wurde viel geforscht, aber wirksame biologische Mittel gibt es kaum.
„Man kann die Pflanzen aber mit speziellen Insektennetzen abdecken. Das hält den Topfwurm fern, führt allerdings zu einer Verzögerung des Pflanzenwachstums. In Zusammenarbeit mit zwei Kollegen aus dem Gartenbau hat Ter Laak eine Lösung für dieses Problem gefunden: ein Topfnetz. „Mit einem solchen Topfnetz deckt man nur die Oberseite des Topfes ab. So kann die Mücke ihre Eier nicht mehr im Substrat ablegen, und die Pflanzen bekommen weiterhin genug Licht. Außerdem verhindert man so, dass Wurzeln von einem Topf in den anderen wachsen, was zu einer Überwurzelung führen kann, und die Rinde kann auch nicht mehr aus dem Topf herausfallen.“
Die Messlatte für eine krankheitsfreie Kultur höher legen
Der Topfwurm ist aber nicht die einzige Bedrohung für die Phalaenopsis-Kultur. „Thripse sind ebenfalls ein Problem. Wir arbeiten zwar mit Raubmilben, aber die können auch nicht alle Thripse fangen.“ Es muss noch viel geforscht werden, aber zum Glück gibt es noch andere Möglichkeiten. „Um die Thripse so gut wie möglich von den Jungpflanzen fernzuhalten, haben wir die Lüftungsöffnungen in der entsprechenden Abteilung vollständig mit Gaze ausgekleidet. Wenn sich das bewährt, werden wir prüfen, ob wir auch andere Abteilungen mit Insektengaze in den Lüftungsöffnungen ausstatten. Auch bei der Anlieferung von Pflanzenmaterial sind wir sehr streng. Wir legen die Messlatte hoch: für uns selbst, aber auch für die Lieferanten, die uns mit Pflanzenmaterial beliefern. So ist die Chance, dass wir krankheitsfrei bleiben, größer, und die Qualität unseres Ausgangsmaterials steigt.
Vollständiger Kreislauf im Jahr 2030
Ter Laak hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 in einem vollständig geschlossenen Kreislauf zu kultivieren. Ein ambitioniertes Ziel, das man Schritt für Schritt erreichen will. „Unser erstes Ziel ist eine Kultur ohne den Einsatz chemischer Mittel“, erklärt Van ‚t Hoog. „Dabei wollen wir die Umweltauswirkungen unserer Arbeit minimieren und gleichzeitig die Qualität erhalten. Um dies zu erreichen, testen wir Biostimulanzien und natürliche Feinde. Gemeinsam mit unseren Lieferanten kommen wir so unserem Ziel Schritt für Schritt näher.“
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Rezirkulation. 2027 dürfen Produzenten ihr Wasser nicht mehr einleiten, daher ist es wichtig, sich stärker mit der Rezirkulaton von Düngemitteln in den Kreislauf zu beschäftigen. „Außerdem wollen wir so wenig Abfall wie möglich produzieren. Wir experimentieren mit recycelten Töpfen und setzen uns kritisch mit unseren Verpackungen auseinander.“
Zusammenarbeit mit Kollegen
Diese Herausforderungen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit werden innerhalb des Unternehmens von einem eigens eingestellten Manager für Innovation und Nachhaltigkeit in Angriff genommen. Aber auch ein gemeinsames Vorgehen mit Kollegen aus der Branche ist wichtig. „Das sind zunächst andere Orchideenbetriebe, aber wir tauschen zum Beispiel auch viel Wissen mit Chrysanthemen-, Kalanchoe- und Gerberaproduzenten aus.“ Von Zeit zu Zeit besuchen Politiker unseren Betrieb, und wir erzählen ihnen, was wir auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit tun und wo unsere Herausforderungen liegen. Unser Motto lautet: Nicht abwarten, sondern einordnen was auf uns zukommt.“
Champions League spielen
„Man kann die Messlatte selbst hoch legen“, fährt Van ‚t Hoog fort, „aber es ist wichtig, dass es auch eine neutrale, externe Stelle gibt, die bestätigen kann, dass man es gut macht. Für uns ist MPS diese Instanz. Wenn es nötig ist, können sie uns darauf hinweisen, wo wir noch besser werden können.“
Durch Berichte, wie sie MPS erstellt, können die Produzenten erkennen, wie sich ihr Betrieb entwickelt. „Man kann sich im Hinblick auf die Umweltauswirkungen oder Ähnlichem auch mit den Kollegen und ihren Betrieben vergleichen. Es ist also fast wie eine Fußballmeisterschaft, auch wenn es nicht wirklich ein Wettbewerb ist. „Wir wollen Champions League spielen, also auf höchstem Niveau, aber letztlich ist die Zusammenarbeit das Wichtigste. Glücklicherweise ist die Zusammenarbeit mit MPS sehr gut, und auch die anderen Phalaenopsis-Produzenten sind offen für eine Zusammenarbeit, um den Gartenbau als Branche noch weiter zu stärken.“