Zertifizierungen werden traditionell für Landwirtschafts-, Gartenbau- und Gewächshausbetriebe durchgeführt. Ein wegweisendes Projekt in Südafrika ist dabei, dies zu verändern. Im Gewebekulturlabor von Van Zanten Breeding in Südafrika werden Alstroemerien und Freesien von Mutterpflanzen niederländischer Herkunft vermehrt und anschließend zurück in die Niederlande oder an Kunden in Australien, Neuseeland, Japan oder Nordamerika exportiert. Nach der Beendigung des Pilotprojekts wurde dem Labor ein MPS-C-Zertifikat zuerkannt. Laborleiter Johan Niemann-Liversage erklärt, was daran so besonders ist.
Das Gewebekulturlabor von Van Zanten Breeding, mit 48 Festangestellten, hat zusammen mit MPS im letzten Jahr eine Pilotstudie durchgeführt, um eine Grundlage für die Zertifizierung von Gewebekulturlaboren zu schaffen. „Bisher wurden nur Gewächshäuser zertifiziert, was dieses Projekt besonders macht“, erläutert Niemann-Liversage. Da es keine anderen zertifizierten Gewebekulturlabore gibt, kann das südafrikanische Labor nicht mit anderen verglichen werden – was normalerweise der Ausgangspunkt für eine MPS-ABC-Zertifizierung ist. Jetzt wurde gezeigt, dass es möglich ist, als Labor an MPS-ABC teilzunehmen, so dass dieses Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Das Pilotprojekt liefert den Input, um zu evaluieren, wie MPS-ABC zukünftig Gewebekulturpraktiken bewerten kann. „Wir möchten unsere Kunden wissen lassen, dass jeder Schritt in der Kette transparent ist, vom Endprodukt bis zurück zum Anfang.“
Tracking des gesamten Verbrauchs
Da diese Form der Rückverfolgbarkeit bei Gewebekulturlaboren absolut neu ist, gab es einige Herausforderungen. „Wir sind noch immer dabei, eine Basis für die Ausgangssituation der Gewebekulturlabore in Zusammenarbeit mit der Wageningen University & Research zu ermitteln. Es wird eine Herausforderung sein, nach Alternativen in Hinblick auf die Ausgangsstoffe zu suchen, da jede einzelne Sorte ihre eigenen speziellen Inhaltsstoffe zum Wachsen benötigt.“
Suche nach Alternativen
Dennoch hat sich die Mühe gelohnt, ist Niemann-Liversage überzeugt. „Wir müssen jetzt nach Alternativen suchen, aber warum sollten im Laufe der Zeit keine Veränderungen möglich sein? Es geht ja nicht nur darum, unseren CO2-Fußabdruck zu verkleinern, sondern langfristig auch um ein nachhaltiges Wachstum der Pflanzen. Innerhalb des Teams sehen wir bereits ein gestiegenes Bewusstsein für die langfristigen Auswirkungen im Hinblick auf die Nachhaltigkeit – das Mindset hat sich verändert und passt zu unserem Motto: ‚We care, so we act‘. Zum Beispiel sind wir bereits dabei, Alternativen zu untersuchen, um vielleicht einige Komponenten zu ersetzen, die im Audit in Bezug auf ihre Umweltauswirkungen höher eingestuft wurden.“
Die Denkweise der Gewebekulturlabore ändern
Niemann-Liversage argumentiert, dass sich ein solch verändertes Mindset positiv auf die gesamte Branche auswirkt. „Es ist sehr wichtig, die gesamte Lieferkette zu zertifizieren. Viele Zertifizierungssysteme konzentrieren sich stärker auf Produktionsbetriebe und Gewächshäuser, während der Beginn des Anbauprozesses oft übersehen wird. Zu wissen, dass nicht nur die Endprodukte in einem nachhaltigen Gewächshaus abgehärtet werden, sondern dass auch alle vorherigen Schritte nachhaltig durchgeführt worden sind, gibt den Kunden ein gutes Gefühl und hilft uns zu zeigen, dass wir Verantwortung für die Umweltauswirkungen unseres Handelns übernehmen. Es ist wichtig, die Denkweise zu verändern: nachzudenken, bevor wir handeln und nach neuen Alternativen und Innovationen zu suchen.“