Belgicactus kultiviert mit minimalem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und setzt auf die Verwendung von Biostimulanzien. Müssen doch einmal Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, dann sind es möglichst solche, die in der MPS-MIND Liste in die grüne Kategorie, also mit den geringsten schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt, eingestuft sind. „In den letzten zehn Jahren ist die Gesamtmenge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel deutlich zurückgegangen, darüber hinaus hat die Verwendung orange und rot kategorisierter Mittel abgenommen“, betont Jef Gielis, der zusammen mit seinem Bruder Jan Inhaber von Belgicactus ist.

Jan und Jef Gielis, Inhabers Belgicactus

Belgicactus wurde in den 1980er Jahren als Kakteen- und Sukkulentengärtnerei gegründet. Inzwischen werden dort ausschließlich Sukkulenten (Fettpflanzen) produziert, da deren Kultur deutlich nachhaltiger erfolgen kann als die Anzucht von Kakteen. Sukkulenten können kühler, mit niedrigerem Energieverbrauch und geringerem Pflanzenschutzmitteleinsatz kultiviert werden. Ursprünglich produzierte der Betrieb nur Sukkulenten als Zimmerpflanzen, aber Ende der 1990er-Jahre startete auch die Kultur von Freilandsukkulenten. Heute werden jeweils zur Hälfte Sukkulenten für den Innen- bzw. den Außenbereich produziert. Dabei werden von Belgicactus nebst dem Anbau von etwa 150 Sukkulentenarten in Topfgrößen von 5,5 bis 23 cm Ø, auch eigene Sempervivum-Sorten gezüchtet und produziert, welche unter dem Namen Colorockz verkauft werden. „Vor einigen Jahren haben wir zur Vermarktung unseres Sortiments die Marke Fabulous Fat Friends eingeführt. Der Aufbau dieser Marke hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt, auch bei Kunden aus der Region, die nicht wussten, wofür unser Unternehmen steht“, betont Gielis.

Vom torfarmen zum torffreien Betrieb
Bei Belgicactus sind die eingesetzten Düngemittel aktuell zu mehr als 90 % organischer Natur. Die Kultur unserer Freilandsukkulenten erfolgt demnach fast ökologisch, was bei Zimmersukkulenten noch nicht wirklich möglich ist. Um den Energieverbrauch zu minimieren, werden unsere Sukkulenten möglichst kühl produziert. Diese Kulturmaßnahme bewirkt ein ruhiges Wachstum, was den Kunden kräftige, widerstandsfähige Pflanzen garantiert. Belgicactus verwendet zur Pflanzenproduktion torfarmes Substrat, das zu 30 % aus Torf und zu 70 % aus Torfersatzstoffen besteht. Der Betrieb hat auch schon in torffreiem Substrat kultiviert, was den Düngerverbrauch jedoch deutlich ansteigen ließ, so dass man beschlossen hat, einen geringen Torfanteil im Substrat beizubehalten. Das Unternehmen verfolgt die Entwicklung torffreier Substrate sehr aufmerksam und zieht eine Umstellung in Betracht, wenn eine Lösung in Bezug auf den erhöhten Düngemittelbedarf gefunden wurde.

Einblicke und Daten von MPS-ABC
Sukkulentenproduzent Belgicactus, der sich gerade auf das MPS-GAP Audit vorbereitet, überwacht den Verbrauch mit Hilfe eines selbst entwickelten Systems, das auf den Erkenntnissen und Daten von MPS-ABC basiert. Jef Gielis: „Es gibt kontinuierliche Anpassungen bei den Mengen und der Art der eingesetzten Mittel. Wir haben auch viel experimentiert, zum Beispiel mit Biostimulanzien und beim Einsatz torfarmer Erden. Mit Hilfe der gesammelten MPS-ABC-Daten können wir den Einsatz von Pflanzenschutz-, Düngemitteln und Wasser in diesen Versuchen analysieren und evaluieren.“

Engagement und Selbstverständlichkeit
„Es sind nicht nur die Systeme oder die Abläufe im Betrieb, die einen Beitrag auf unserem Weg zu mehr Nachhaltigkeit leisten, auch unsere Mitarbeiter sind stark engagiert“, so Gielis. Das Unternehmen setzt auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region, die überwiegend in Festanstellung tätig sind. „Wir haben etwa 10 Mitarbeiter, die eine Mitverantwortung für den Betrieb tragen, und damit sind wir sehr zufrieden.“ Nachhaltige Geschäftspraktiken und die Nachhaltigkeitszertifizierung waren für das Unternehmen schon immer eine Selbstverständlichkeit, und Belgicactus war einer der ersten belgischen Produzenten, die sich MPS angeschlossen haben. „Nachhaltiges Handeln entsteht vor allem aus eigener Motivation. Nachhaltige Innovationen sind ein langsamer Prozess, denn nicht alles kann auf einmal umgesetzt werden. Anpassungen führen manchmal zu großen Veränderungen, die nicht sofort und nicht einmal im ersten Kulturjahr sichtbar werden. Aber wenn man beharrlich bleibt, ist die Belohnung am Ende umso größer“, ist Jef Gielis überzeugt.