Auditoren sind es gewohnt, Audits vor Ort durchzuführen und daher viel unterwegs zu sein. Aufgrund des Coronavirus ist dies derzeit nicht möglich. Deshalb werden Audits, sofern zulässig, vom Systeminhaber aus der Ferne durchgeführt. Ich sprach mit unserem MPS-ABC-Auditor Henry van Riet über Remote-Audits. Er ist seit einem Jahr bei MPS-ECAS tätig und kommt aus Brabant: Er wohnt in Vessem nahe der belgischen Grenze. Bisher hat er insgesamt rund dreißig MPS-ABC-Audits aus der Ferne durchgeführt. Was halten die Kunden von den Remote-Audits und wie ist die neue Situation für einen Auditor, der es gewohnt ist, immer unterwegs zu sein?
MPS-ECAS führt nicht nur Remote-Audits für MPS-ABC, sondern auch für MPS-GTP, MPS-TraceCert, MPS-Q und MPS-SQ durch. Durch das Benchmarking mit GLOBALG.A.P. wird für MPS-GAP derzeit eine Risikobewertung durchgeführt, anhand derer das Zertifikat um einige Monate verlängert werden kann.
Können Sie uns zuerst etwas mehr über Ihren Hintergrund erzählen?
„Der Gartenbau liegt mir im Blut. Meine Eltern hatten eine Nelkenproduktion und ich besuchte eine Gartenbaufachschule. Danach führte ich mit meiner Frau einen Topfpflanzenbetrieb und drei Jahre lang einen Tomatenanbaubetrieb. Es gefällt mir sehr gut, jetzt Auditor zu sein. Ich besuche verschiedene Betriebe und jeder Betrieb ist anders. Man stellt auch fest, dass jeder eine andere Arbeitsweise hat. Es ist eine abwechslungsreiche und lehrreiche Arbeit; ich lerne viel von den Betrieben, die ich besuche.“
Wie funktioniert ein Remote-Audit?
„Ich rufe einen Gärtner an, um einen Termin für ein Remote-Audit zu vereinbaren. Wir vereinbaren ein Datum und eine Uhrzeit und ich erkläre, wie das Remote-Audit funktioniert. Ich merke, dass sich die Leute weniger Sorgen machen, wenn ich im Voraus erkläre, wie ein Remote-Audit funktioniert. Nahezu alle stimmen dem Remote-Audit zu. Ein einziger Kunde, mit dem ich telefonisch einen Termin vereinbaren wollte, hatte kein Smartphone, also habe ich beschlossen, das Audit aufzuschieben, bis es wieder möglich ist, ihm einen Besuch abzustatten. Nach dem Telefongespräch übermittle ich eine Bestätigung, in der ich nochmals alles zusammenfasse. Darin erkläre ich auch, welche Informationen der Gärtner am Tag des Audits vorbereitet haben muss.“
„Am Tag des Audits rufe ich den Gärtner an. Zuerst führen wir ein Einführungsgespräch, in dem ich nochmals erkläre, wie das Remote-Audit funktioniert. Ich erzähle auch etwas mehr über meinen Hintergrund, denn ich merke, dass die Anspannung etwas abnimmt, wenn ich erzähle, dass ich aus dem Sektor komme. Danach prüfe ich, ob der Gärtner die erforderlichen Unterlagen zur Hand hat. Anschließend machen wir über Videotelefonie einen Rundgang durch den Betrieb und gehen die Unterlagen durch. Gemeinsam mit dem Gärtner sehe ich mir über Video auch den Vorrat an, der Gärtner dient dabei sozusagen als meine Augen. Sollte dies nicht gut klappen, können die Kunden auch ein Foto schicken. Zu guter Letzt führe ich das Abschlussgespräch und schreibe meinen Bericht. Das Gespräch dauert insgesamt rund eine Stunde bis anderthalb Stunden.“
Was halten die Kunden von den Remote-Audits?
„Nahezu alle Kunden verstehen zum Glück, dass wir derzeit Remote-Audits durchführen müssen. Viele Gärtner befinden sich aufgrund des Coronavirus in einer schwierigen Situation; mir ist wichtig, Verständnis dafür zu zeigen. Ich versuche, möglichst flexibel zu sein. Bisher habe ich den Eindruck, dass die meisten Kunden es als positive Erfahrung betrachten. Wir sorgen schließlich auch dafür, dass sie zertifiziert bleiben, sodass sie ihr Zertifikat auch noch haben, wenn der Handel wieder weitergeht.“
Ich denke, es ist wichtig, Verständnis für die Situation zu zeigen
Sie haben nun rund dreißig Remote-Audits durchgeführt. Wie erleben Sie diese Audits aus der Ferne?
„Für mich sind die Remote-Audits durchaus angenehm, aber ich vermisse die Besuche bei den Gärtnern sehr. Normalerweise bin ich die meiste Zeit unterwegs, deshalb ist es nun doch merkwürdig, die Audits plötzlich von zu Hause aus durchzuführen. Die Staus vermisse ich natürlich nicht! Gelegentlich gibt es auch Schwierigkeiten bei den Remote-Audits, weil die Verbindung manchmal schlecht ist. Mir fehlt auch der Eindruck, den ich mir von einem Betrieb mache, wenn ich tatsächlich auf Besuch bin.“
Wie gehen Sie damit um?
„Wenn ich ein Audit vor Ort abhalte, fahre ich oft erst einmal vorbei, um einen Eindruck von der Gärtnerei zu bekommen, und ich sehe mir die Umgebung an, bevor ich hineingehe. Das kann ich bei einem Remote-Audit nicht machen. Ich versuche, dies mit Street View von Google Maps zu lösen. Damit fahre ich sozusagen digital vorbei und bekomme doch noch einen Eindruck davon, wie der Betrieb wirklich aussieht. Daneben sehe ich mir auch immer die Website des Betriebs an, sofern es eine gibt. Nun führe ich diese Audits schon eine Zeit lang durch und werde langsam mit dieser Arbeitsweise vertraut. Aber natürlich freue ich mich schon auf die richtigen Besuche!“