Man könnte sagen, dass es drei Hauptgründe gibt, weshalb moderne Produzenten ihren „Footprint“ sichtbar machen wollen. Erstens sind sie, zum Teil anders als die ältere Generation, interessierter oder zumindest sensibler in Bezug auf die Frage, welchen Beitrag sie zu einer grünen und lebenswerten Welt leisten; zweitens gilt dies auch für die Konsumenten, unter denen es eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigeren und transparenteren Produkten gibt; und drittens verlangt der Gesetzgeber zunehmend Kontrolle und Einblick in alle Facetten der Produktion und der Betriebsführung.

Raymond Scheepens, MPS und Winny van Heijningen, LetsGrow.com

Darüber hinaus gehört auf jeden Fall auch eine ideologische Komponente dazu, sind sich Raymond Scheepens (MPS) und Winny van Heijningen (LetsGrow.com) vom HortiFootprint Calculator sicher. Diese basiert auf einem wachsenden Bewusstsein, einer zunehmenden Einsicht und dem Willen, das eigene Unternehmen sozialverantwortlich zu führen. Was es bisher jedoch nicht gab, war ein Standard und die Möglichkeit, Angaben zu validieren. Genau das ist das Ziel des neuen „Tools“.

Die Idee für den HortiFootprint Calculator entstand vor etwa drei Jahren bei gemeinsamen Überlegungen von MPS und LetsGrow.com, was im Nachhinein betrachtet als absolut logische Zusammenarbeit erscheint. MPS zertifiziert bekanntlich Betriebe in verschiedenen Bereichen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit, und von den Teilnehmern werden zahlreiche Daten gesammelt und fortlaufend aktualisiert. Auf der anderen Seite hat es sich LetsGrow.com zur Aufgabe gemacht, Tools zu entwickeln, mit deren Hilfe sich aus Daten aussagekräftige Informationen gewinnen lassen. Die Messbarkeit des Fußabdrucks ist zudem in der Zwischenzeit branchenweit zu einem wichtigen Thema geworden, woraus eine Arbeitsgruppe (FloriPEF-CR) entstanden ist, in der man sich schon über längere Zeit Gedanken darüber gemacht hat, wie dies konkret aussehen könnte.

Messen bedeutet wissen
Das „Tool“ hat zwei Funktionen: Es ist ein Berechnungstool zur Ermittlung des Fußabdrucks und ermöglicht außerdem die Darstellung verschiedener Szenarien Die wesentliche Bedeutung der ersten Funktion liegt auf der Hand: Unterm Strich lässt sich ein Wert ermitteln: die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung eines Produkts entstehen. Für MPS-ABC-Teilnehmer ist dieser Vorgang recht einfach, da ein großer Teil der erforderlichen Daten bereits aus der MPS-ABC-Erfassung des Erzeugerbetriebs abgerufen werden kann. Unmittelbar danach ergibt sich die Frage: Wie kann ich meinen Fußabdruck verringern? Was verändert sich, wenn ich Torf durch Kokosfasern ersetze, Photovoltaikmodule auf dem Scheunendach installiere, mehr auf biologischen Anbau setze, usw.? Kurz gesagt, an welchen Stellschrauben könnte man drehen, welche Einsparungen ergeben sich daraus, und was kostet es, diese Veränderungen vorzunehmen?

„Auswirkung“ ist keine wissenschaftliche Größe
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die Auswirkungen aller für die Kultur einer Schnittblume oder Topfpflanze eingesetzten Materialien keine festgeschriebene Größe sind. Das bedeutet, dass neue Rohstoffe, neue Empfehlungen oder neue Einsichten – aus welcher Richtung sie auch immer kommen – ebenfalls aufgegriffen werden müssen und das Endergebnisse beeinflussen können. Erschwerend kommt hinzu, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Das „ultimative Ziel“ ist eine neutrale Lebenszyklusanalyse (LCA) oder die Reduzierung der Umweltauswirkungen auf Null. In dieser Analyse ist der CO2-Footprint nur einer von 16 verschiedenen Einflussfaktoren auf die Umwelt. Andere Einflussfaktoren wie Ökotoxizität, die Nutzung und der Verbrauch von Land, Wasser und fossilen Brennstoffen fließen ebenfalls in die Gesamtbilanz der LCA ein. Über die Ermittlung des Footprints lässt sich dann leicht beurteilen, wie gravierend der Einfluss eines Faktors auf die unterschiedlichen Bereiche tatsächlich ist: So kann man beispielsweise viel Plastik verwenden, ohne dass sich dies direkt negativ auf das Bodenleben oder die Fische im Entwässerungsgraben auswirkt, oder der Einsatz vieler chemischer Mittel hat möglicherweise einen nur mäßigen Einfluss auf die CO2-Emissionen.

Es besteht die Hoffnung, dass das Tool in naher Zukunft auf eine Reihe anderer Einflussfaktoren ausgeweitet werden kann. So oder so ist das Interesse groß: Der HortiFootprint Calculator wurde vor etwas mehr als einem Jahr vorgestellt, und Ende letzten Jahres konnte bereits der 100. Teilnehmer begrüßt werden. Winny van Heijningen und Raymond Scheepens gehen davon aus, bis Ende dieses Jahres alle Vorreiter an Bord zu haben und dass dann die große Mehrheit der Betriebe von selbst folgen wird. Als Erzeugerbetrieb kann man dabei ohnehin nichts falsch machen: Unabhängig von den eigenen politischen oder sozialen Überzeugungen gewinnt man neue Einblicke, und wer hätte da schon was dagegen?

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf der Website bpnieuws.nl am 14. April 2023.